Ausstieg

Der Ausstieg ist eine Luke, eine Tür, eine Öffnung. Durch ihn ist es möglich ins Freie zu gelangen. Aus dem Inneren heraus. Im Freien stehen viele Wege offen. Drinnen war der Gang vorgezeichnet. Einzig die Erinnerung bindet das Im-Freien an das Drinnen. Der Ausstieg selbst ist das Hinüber. Er beginnt noch drinnen und endet, wo das draußen anfängt. Eigentlich ist der Ausstieg nur das verschwindende Moment des Hinüber: vom Ende des Ausstiegs ins Freie. So wäre der als Ausstieg bezeichnete Teil ein Drinnen, das das Hinüber nicht einleitet, sondern vorbereitet. Das Hinaus wäre immer abrupt, die Vorbereitung immer das Noch-drinnen, das seine Richtung erahnen läßt, an seiner Form scheitert.

Der Ausstieg als Erinnerung. Der Weg hob an mit einer Vergewisserung der eigenen Position, mit dem Versuch einer Standortbestimmung, um schon hier ein Problem zu finden, das mir im Nebel als Orientierung diente (Kapitel 1). Das erste Gespräch (Handlungsregulationstheorie) erbrachte ein Bedeutungskonzept, das Subjekte in der Welt denken läßt (Kapitel 2). Die zweite Diskussion (Partizipative Software-Entwicklung) mündete im Verständnis problematischen Handelns (Kapitel 3). Im vierten Schritt wurde die Frage behandelt, wie das bisher Gesagte sich in eine Methode verwandelt (Kapitel 4). Der letzte Schritt kehrte zum Anfang zurück, der Nebel war gewichen, die Landschaft erscheint anders als erahnt. Die Frage kann gestellt, die Subjekte zu Programmierenden und die Welt zur heutigen Realität werden (Kapitel 5).

Die Ahnung der Richtung. Etwas fragen heißt immer auch, der Frage nachfragen, die Frage zum Problem machen. Antworten ist immer auch und zunächst die Frage richtig stellen und verstehen. Die Frage nach den Designentscheidungen der Software-Entwickelnden mutierte so zu Problemen der Programmierenden bei der Maschinisierung von Kopfarbeit. Nicht die Wörter haben gewechselt, sondern aus der Ahnung ist eine Richtung geworden. Die Attrappen sind durch Konzepte ersetzt. Die Frage ist zum potentiellen Gegenstand einer Untersuchung geworden. Hier beginnt das Hinaus. Das Suchen kann nur im Freien stattfinden. Drinnen ist genug gefragt. Der Plan liegt bereit.

Zweifel. Von drinnen nach draußen heißt das Medium wechseln. Das liebgewonnene Medium verlassen, eine neue Stufe der Entwicklung beginnt mit Verunsicherung. Das angestammt Gut steht zur Disposition. Die neue Umgebung ist zunächst das Fremde. Und doch – frische Luft tut gut. Das Draußen zieht an. Ist es die Ahnung des befreienden Gefühls des Sauerstoffs oder nur die einschläfernde Wirkung des Miefs hier drinnen? Hier entsteht die Kraft, den Zweifel auszuhalten. Der Plan liegt bereit. Vielleicht hat er nichts mit dem Draußen zu tun? Zweifel? Frische Luft!

Ins Freie! Die letzten Worte können sich kaum noch als Text verstehen. Es ist vorbei! Hinaus!


Literatur

Coy, W., Nake, F., Pflüger, J.-M., Rolf, A., Seetzen, J., Siefkes, D. & Stransfeld, R. (Hrsg.) (1992). Sichtweisen der Informatik. Braunschweig, Wiesbaden.

DeMarco, T. & Lister, T. (1991). Wien wartet auf dich! Der Faktor Mensch im DV-Management. München, Wien.

Duden, (1980). Duden "Das große Wörterbuch der deutschen Sprache". Mannheim, Wien, Zürich.

Dunckel, H. (1986). Handlungstheorie. In Rexilius 1986 (533–556).

Engels, F. & Marx, K. (1845). Die heilige Familie oder Kritik der kritischen Kritik. Gegen Bruno Bauer und Konsorten. In K. Marx & F. Engels. Werke. Band 20. Berlin 1985

Floyd, C. (1989). Softwareentwicklung als Realitätskonstruktion. In W.-M. Lippe, Proceedings der Fachtagung Softwareenticklung. Berlin, New York 1989.

Freud, S. (1969). Studienausgabe. Band I. Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse. Und Neue Folge. Frankfurt a.M.

Grimm, J. u. W. (1942). Deutsches Wörterbuch. Leipzig.

Hacker, W. (1978). Allgemeine Arbeits- und Ingenieurspsychologie. Psychische Struktur und Regulation von Arbeitstätigkeiten. Berlin.

Haug, F., Nemitz, R. & Waldhubel, T. (1980). Kritik der Handlungsstrukturtheorie. In Forum Kritische Psychologie, 6, 18–86.

Holzkamp, K. (1972). Die Beziehung zwischen gesellschaftlicher Relevanz und wissenschaftlichem Erkenntnisgehalt psychologischer Forschung. In ders., Kritische Psychologie. Vorbereitende Arbeiten. Frankfurt a.M. (207–288).

Holzkamp, K. (1985). Grundlegung der Psychologie. Studienausgabe. Frankfurt a.M., New York. (=GdP)

Holzkamp, K. (1986a). Die Verkennung von Handlungsbegründungen als empirische Zusammenhangsannahmen in sozialpsychologischen Theorien: Methodologische Fehlorientierung infolge von Begriffsverwirrung. In Zeitschrift für Sozialpsychologie, 17, 216–238.

Holzkamp, K. (1986b). Handeln. In Rexilius 1986.

Holzkamp, K. (1990). Worauf bezieht sich das Begriffspaar ‘restriktive/verallgemeinerte Handlungsfähigkeit’? Zu Maretzkys vorstehenden ‘Anmerkungen’. In Forum Kritsiche Psychologie 26, 35–45.

Holzkamp, K. (1991). Was heißt ‘Psychologie vom Subjektstandpunkt’? Überlegumngen zu subjektwissenschaftlicher Theoriebildung. In Forum Kritische Psychologie, 28, 5–19.

Holzkamp, K. (1993). Lernen. Subjektwissenschaftliche Grundlegung. Frankfurt a.M., New York.

Jansen, K.D., Schwitalla, U. & Wicke, W. (1989a). Beteiligungsorientierte Systementwicklung. Opladen.

Jansen, K.-D., Schwitalla, U. & Wicke, W. (1989b). Beteiligungsmodell und methodische Vorgehensweise in einem Beteiligungsprojekt in der Stadtverwaltung Dortmund. In Jansen u.a. 1989a (56–79).

Leiprecht, R. (1990). "…da baut sich ja in uns Hass auf…": zur subjektiven Funktionalität von Rassismus und Ethnozentrismus bei abhängig beschäftigten Jugendlichen; eine empirische Untersuchung. Hamburg, Berlin.

Leontjew, A.N. (1980). Abriß der Entwicklung des Psychischen. In A. N. Leontjew. Probleme der Entwicklung des Psychischen. Königstein/Ts. (155–261).

Maiers, W. & Markard, M. (1986). Kritische Psychologie. In Rexilius 1986.

Mambrey, P. (1986). Praxis und Perspektiven partizipativer Systementwicklung. In A. Rolfs (Hrsg.). Neue Technik alternativ. Möglichkeiten und Grenzen sozialverträglicher Technikgestaltung. Hamburg (146–157).

Mambrey, P., Oppermann, R. & Tepper, A. (1989). Erfahrungen mit der Beteiligung bei der Systementwicklung. In Jansen u.a. 1989a (37–55).

Markard, M. (1987). Kategorien, Theorien und Empirie in subjektwissenschaftlicher Forschung. In J. Dehler & K. Wetzel. Zum Verhältnis von Theorie und Praxis in der Psychologie. Marburg (49–80).

Markard, M. (1993). Kann es in einer Psychologie vom Standpunkt des Subjekts verallgemeinerbare Aussagen geben? In Forum Kritische Psychologie, 31, 29–51.

Marx, K. (1844). Ökonomisch-philosophische Manuskripte aus dem Jahre 1844. In K. Marx & F. Engels. Werke. Band 40. Berlin 1985 (465–588).

Marx, K. (1890). Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Erster Band. Buch I: Der Produktionsprozeß des Kapitals. In K. Marx & F. Engels. Werke. Band 23. Berlin 1979.

Mehl, W.-M. & Reisin, F.M. (1989). Skandinavische Ansätze zur kooperativen Gestaltung computergestützter Systeme. In Jansen u.a. 1989a (120–132).

Miller, G.A., Galanter, E. & Pribram, K.H. (1973). Strategien des Handelns. Pläne und Strukturen des Verhaltens. Stuttgart.

Molzberger, P. (1985). Kreative Software-Tools. In P. Molzberger & G.V. Zemanek. Software-Entwicklung: Kreativer Prozeß oder formales Problem. Stuttgart (149–175).

Molzberger, P. (1988). Und Programmieren ist doch eine Kunst. In A. Krafft & G. Ortmann. Compuet und Psyche. Angstlust am Computer. Frankfurt a.M. (185–215).

Nake, F. (1992). Informatik und die Maschinisierung von Kopfarbeit. In Coy u.a. 1992 (181–201).

Oesterreich, R. (1981). Handlungsregulation und Kontrolle. München, Wien, Baltimore.

Offe, H. & Stadler, M. (1981). Widersprüche der Handlungstheorie. Erwiderung auf Haug, Nemitz, Waldhubel. In Forum Kritische Psychologie, 8, 72–88.

Ohm, C. (1989). Verknüpfung von partizipativer Systementwicklung, Qualifizierung und arbeitsforschung von unten. Bericht aus der Praxis kritischer Arbeitspsychologie. In Form Kritische Psychologie, 24, 5–36.

Oppermann, R. (1989). Herausforderungend der Partizipation an Systementwicklungemethoden. In Jansen u.a. 1989a (106–119).

Peschke, H. (1988). Partizipative Entwicklung und Einführung von Informationssystemen. In H. Balzert (Hrsg.). Einführung in die Software-Ergonomie. Berlin, New York (299–322).

Projektgruppe Automation und Qualifikation (1983). Zerreißproben. Automation im Arbeiterleben. Empirische Untersuchungen, Teil 4. Berlin. (=PAQ 1983)

Projektgruppe Automation und Qualifikation (1987). Widersprüche der Automationsarbeit. Ein Handbuch. Berlin. (=PAQ 1987)

Raeithel, A. & Bergold, J.B. (1985). Psychologische Handlungstheorien und ihr möglicher Nutzen für die klinische Praxis. In Verhaltenstherapie und psychosoziale Praxis. Mitteilungen der DGVT, 1/85, 7–26.

Reisin, F.-M. & Schmidt, G. (1989). STEPS – Ein Ansatz zur evolutionären Systementwicklung. In Jansen 1989 (94–105).

Rexilius, G. & Grubitzsch, S. (1986). Psychologie, Theorien – Methoden – Arbeitsfelder. Ein Grundkurs. Reinbek.

Ruben, P. (1978). Wissenschaft als allgemeine Arbeit. Über Grundfragen der marxistisch-leninistischen Wissenschaftsauffassung. In Dialektik und Arbeit der Philosophie. Köln (9–51).

Russell, B. & Whitehead, A.N. (1990). Prinzipia Mathematica. Vorwort und Einleitungen. Frankfurt a.M..

Schachtner, C. (1993). Geistmaschine. Faszination und Provokation am Computer. Frankfurt a.M..

Schnepel-Boomgaarden, J. (1989). Computer fallen nicht vom Himmel, oder wie kommt der PC auf den Schreibtisch von Frieda Meyer? In Jansen u.a. 1989a (133–152).

Seeger, F. & Stadler, M. (1981). Psychologische Handlungstheorie auf der Grundlage des materialistischen Tätigkeitsbegriffs. In H. Lenk (Hrsg.) Handlungstheorien interdisziplinär III. Verhaltenswissenschaftliche und psychologische Handlungstheorien. Erster Halbband. München (191–233).

Sydow, J. (1989). Zur Wahrnehmung organisatorischer Gestaltungsspielräume beim Einsatz neuer Bürotechnologie. In Jansen u.a. 1989a (17–36).

Volmerg, B., Senghaas-Knobloch, E. & Leithäuser, T. (1983). Erlebnisperspektiven und Humanisierungsbarrieren im Betrieb. Ergebnisse einer sozialpsychologischen Untersuchung über die subjektive Bedeutung der Arbeit in sozialen Problemsituationen. Bremen.

Volmerg, B., Senghaas-Knobloch, E. & Leithäuser, T. (1985). Erlebnisperspektiven und Humanisierungsbarrieren im Betrieb. Empfehlungen und Anleitungen für die Praxis. Frankfurt a.M., New York.

Volpert, W. & Groskurth, P. (1975). Lohnarbeitspsychologie. Berufliche Sozialisation: Emanzipation zur Anpassung. Frankfurt a.M..

Volpert, W. (1983). Das Modell der hierarchisch-sequentiellen Handlungsorganisation. In W. Hacker , Kognitive und motivationale Aspekte der Handlung, Bern, Stuttgart, Wien.

Volpert, W. (1984). Maschinen-Handlungen und Handlungs-Modelle – ein Plädoyer gegen die Normierung des Handelns. In Gestalt Theory, 6, 70–100.

Volpert, W. (1987). Kontrastive Analyse des Verhältnisses von Mensch und Rechner als Grundlage des System-Designs. In Zeitschrift für Arbeitswissenschaft, 41, 147–152.

Volpert, W. (1990). Welche Arbeit ist gut für den Menschen? Notizen zum Thema Menschenbild und Arbeitsgestaltung. In F. Frei & I. Udris, Das Bild der Arbeit. Bern, Stuttgart, Toronto (23–40)

Volpert, W. (1990b). Verantwortbare Aufgabengestaltung für informatik-geprägte Arbeitsplätze. In A.-Reuter (Hrsg.). GI–20.Jahrestagung I. Informatik auf dem Weg zum Anwender. Stuttgart, 8.–12. Oktiober 1990. Proceedings. Berlin, Heidelberg, New York (168–177).

Volpert, W. (1992a). Wie wir handeln – was wir können: ein Disput als Einführung in die Handlungspsychologie. Heidelberg.

Volpert, W. (1992b). Die Kontrastibe Aufgabenanalyse im Kontext der Diskussion zwischen Arbeitspsychologen und Informatikern. In T. Malsch & U. Mill. ArBYTE: Modernisierung der Industriesoziologie? Berlin (185–195).

Volpert, W. (1992c). Erhalten und gestalten – von der notwendigen Zähmung des Gestaltungsdrangs. In Coy u.a. 1992 (171–180).

Wicke, W. (1988). Methoden der Partizipation bei der Entwicklung computergestützter Arbeitssysteme. In L. Kißler. Computer und Beteiligung. Opladen (117–139).