Eine subjektwissenschaftliche Betrachtung der Software-Entwicklung

Diplomarbeit im Studiengang Informatik an der Universität Bremen

Von: Jens Himmelreich (Juli 1995)

Download (deutsche Langfassung, RTF): subjsw.zip (120 KB)

Die Kritische Psychologie ist wegen ihrer grundlegenden und gründlichen Entwicklung von Analysebegriffen in vielen Bereichen einsetzbar - nicht nur bei im engeren Sinne "psychologischen Themen". Ein Beispiel dafür liefert Jens Himmelreich mit seiner Arbeit über Software-Entwicklung, die er mit Hilfe subjektwissenschaftlicher Grundbegriffe der Kritischen Psychologie untersucht.

Mit Bezug auf Christiane Floyd ist der Ausgangsfrage der Arbeit die nach den Designentscheidungen in der Softwareentwicklung: Warum entscheiden sich Entwickler/innen im Prozess für die eine und nicht die andere Variante? Da die Frage nicht von einem "Aussenstandpunkt", sondern vom Standpunkt der Entwickler/innen angegangen werden soll, verwendet Jens Himmelreich die Ansätze der Kritischen Psychologie, die genau dafür die Denkmittel entwickelt hat. Mit ihrer Hilfe im Rücken wird die in der Informatik einflussreiche Handlungsregulationstheorie und die Methode der Partizipativen Systementwicklung untersucht, woraus in "Verknotung" der verschiedenen Argumentationsstränge eine Methodik für die subjektwissenschaftliche Forschung in der Informatik entwickelt wird. Kernelemente dieses Konzepts sind das Bedeutungs- und der Begrüdungsanalyse, mit deren Hilfe "typische" Begründungsmuster (BGM) als Verhältnis von Möglichkeiten und Behinderungen im Entwicklungsprozess diskutiert werden.

Da es sich bei der Arbeit "nur" um eine theoretische Arbeit handelt, muss zur Veranschaulichung der entwickelten Methodik externes und nur bedingt geeignetes Material herangezogen werden. Die Bedeutungsanalyse wird verdichtet zur Fassung der Informatik als "Maschinisierung der Kopfarbeit" (nach Frieder Nake). Auf der Seite der Subjekte werden das "Vorgesetzten-Problem" und das "Arbeit-Privatleben-Problem" herausgehoben und hierin die typischen BGM aufgezeigt. Der Bruch, den die Arbeit hier erfährt, liess sich wohl nicht vermeiden.

Jens Himmelreich hat mit dieser Arbeit die notwendige begriffliche Vorarbeit geleistet. Schade, dass die Universität dies nicht aufgegriffen hat, um auf dieser Grundlage ein aktualempirisches Projekt durchzuführen. Wer ein Solches vor hat, kommt an dieser Arbeit nicht vorbei. (Stefan Meretz)

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