Texte zur kritischen Informatik

Im folgenden stelle ich Texte zur Entwicklung einer kritischen Informatik ganz kurz vor. Wer Interesse hat, kann dann per Klick (der Pfeil zeigt das an) eine etwas längere Zusammenfassung des Inhalts lesen. Wer schließlich vollends interessiert ist und das Ganze haben will, kann den kompletten Text (mit einer Ausnahme) per Browser am Bildschirm direkt lesen oder als RTF- bzw. Winword-6-Dokument auf den Rechner herunterladen.

Die Texte gruppiere ich thematisch, obwohl ihre Entstehungsdaten teilweise weit auseinander liegen. Entsprechend meiner Hypothese, daß die beiden entscheidenen Grundbegriffe der Informatik Information und Algorithmus sind, nenne ich auch meine Rubriken entsprechend. Beginnen aber möchte ich der Diskussion methodischer Grundfragen. Also lautet die erste Überschrift:

Methode

Methode und Inhalt tanzen umeinander. Um einen Inhalt aufzuschliessen, brauche ich ein methodisches Vorgehen. Das Vorgehen muß jedoch meinem zu untersuchenden Inhalt angemessen sein. Die Methode wird selbst zum Inhalt. Diesem methodischen Leitbild entspricht die Kritische Psychologie in beispielhafter Weise. Einen zentralen Stellenwert nimmt hierbei das Buch "Grundlegung der Psychologie" von Klaus Holzkamp ein. In einem  Überblicksaufsatz stelle ich Aufbau und Inhalt zusammengefaßt vor.

Dem Methodenabschnitt ordne ich auch die Theoriearbeit von Jens Himmelreich zu. In  Eine subjektwissenschaftliche Betrachtung der Software-Entwicklung wendet er Bedeutungs- und Begründungsanalyse der Kritische Psychologie auf die Praxis von Software-Entwickler/innen an. Leider ohne empirische Untersuchung, trotzdem aber sehr interessant.

Information (und Bedeutung)

Man versteht eine Sache nur, wenn man versteht wie sie geworden ist. Dies gilt insbesondere für die Information. Im Text  Genese der Information diskutiere ich, welche Bedingungen in der präbiotischen (vorbiologischen) Evolution vorhanden gewesen sein müssen, damit Leben und mit ihm die Information entstehen konnte. Denn, so die Ausgangsthese, die Existenz von 'Information' ist an Leben gebunden.

Information und Bedeutung sind Synonyme. Davon weiß die Informatik nichts. Für sie gibt es Syntax und Semantik, wobei sie immmer wieder vergeblich versucht, aus syntaktischen Einheiten (Zeichen etc.) Inhalte, Bedeutungen, Semantik zu konstruieren. Am Ende wirft sie beides in einen Topf und versteht gar nichts mehr. Warum das so ist, und was Bedeutungen wirklich sind haben eine Kollegin und ich im Buch  Neuronale Netze und Subjektivität untersucht. Dort gibt es neben dem Bedeutungskapitel noch eines über das Lernen und natürlich eine Bewertung der sog. "neuronalen Netze".

Um Bedeutungen geht es auch in den beiden Artikeln  Meaning Concepts used in Psychology and Computer Sciences und  Informatisierung der Psychologie - Psychologisierung der Informatik. Die Psychologie möchte oft am liebsten die kleine Schwester der Informatik sein. Die Informatik nimmt nimmt die Rolle des großen Bruders nur zu gerne an. Daß das für die Theorien in der Psychologie verheerende Folgen hat, wird am Beispiel der Bedeutungen gezeigt. Die Informatik hat die Psychologie hier schon fast völlig versaut.

Den Artikel  KI? KI! hatte ich ursprünglich für das Computermagazin c't geschrieben. Mit dem Hinweis "zu schwer für unsere Leser" wurde eine Veröffentlichung abgelehnt. Da hatte ich wohl einen denkfaulen Redakteur erwischt, oder? Es geht um die Frage, ob man die Theorien der "Künstlichen Intelligenz" (KI) kritisieren könne, ohne auch die Informatik als Ganzes anzusprechen - auch hier am Beispiel von Informationen und Bedeutungen.

Algorithmus (und Arbeit)

Auch den Begriff des Algorithmus gilt es in seiner historisch-logischen Entstehungsgeschichte aufzuklären. Das versuche ich im Aufsatz  Die doppelte algorithmische Revolution des Kapitalismus - oder: Von der Anarchie des Marktes zur selbstgeplanten Wirtschaft. In diesem Artikel wird deutlich: Informatik ist eng mit der Entstehung des Kapitalismus verbunden. Das versteht man mit einem sinnvollen Algorithmus-Begriff sofort. Und der Kapitalismus ist nicht das Ende der Geschichte, sondern in den Widerspüchen heute deutet sich die Alternative für morgen an. Ein kompletter Rundumschlag!

Ähnlich grundsätzlich wird es in  Die 'Krise' der Informatik als Ausdruck der 'Krise' der Produktivkraftentwicklung. Schwerpunkt der Untersuchung ist die Krise unser gegenwärtigen Situation, in der jeder scheinbare technische Fortschritt sofort destruktiv umschlägt. Die Alternativen werden allgemein angedeutet - noch nicht so deutlich, wie im vorher beschriebenen Artikel.

Einen sehr aktuellen Bezug haben die beiden Aufsätze  »GNU/Linux ist nichts wert - und das ist gut so!«, der als Vorlage für Vorträge auf Linuxtagen in Braunschweig und Stuttgart dient, sowie  Linux - Software-Guerilla oder mehr?, den ich bei verschiedenen Gelegenheiten vorstellte und diskutierte. Die Grundüberlegungen zu Algorithmus und Produktivkraftentwicklung werden hier genutzt, um das utopische Potential der freien Software-Entwicklung einzuschätzen. Ergänzend zu diesen Aufsätzen habe ich eine  Zeittafel mit Glossar erstellt, die die Geschichte Freier Software und die zugehörigen wichtigen Abkürzungen und Begriffe in einer Übersicht darstellt.

Um die Verbindung von Kritischer Psychologie und Wertkritik (inspiriert durch die Gruppe Krisis) geht es in dem Aufsatz  Produktivkraftentwicklung und Subjektivität. Vom eindimensionalen Menschen zur unbeschränkt entfalteten Individualität, also um die Frage, welche Handlungsmöglichkeiten die Menschen angesichts der aktuellen Entwicklungen in Produktion und Gesellschaft haben.

Im Anti-EXPO-Aufsatz  Subjektivität, Selbstentfaltung und Selbstorganisation - eine Koproduktion mit Annette Schlemm - werden Überlegungen zur »Selbstentfaltung« als entscheidender menschlicher Entwicklungspotenz weitergetrieben in Richtung auf Ansätze zur Überwindung der herrschenden Verwertungszusammenhänge. Dabei steht die Frage im Mittelpunkt, wie Weg und Ziel, wie Veränderung der Umstände und Selbstveränderung zusammengehen können.